Klebstoff by Welsh Irvine

Klebstoff by Welsh Irvine

Autor:Welsh, Irvine [Irvine, Welsh,]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-462-30505-0
veröffentlicht: 2013-11-01T16:00:00+00:00


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Morgens steh ich auf und seh sofort, dass das Klo direkt gegenüber ist, aber ich hab’s scheißenochmal übersehen. Na, was soll’s, solang man nicht auf frischer Tat mit der Hand in der Kasse erwischt wird, streitet man jede Kenntnis ab. Die Dusche ist wunderbar und supermodern für so ne alte Bude, und ich bleib lange drunter und lass mich von den Strahlen wachtrommeln, dann trockne ich mich ab, zieh mich an und geh runter. Gally ist schon auf und sitzt auf der Veranda, die auf den großen Garten rausgeht. Aber es ist ein diesiger Morgen, und wir können nicht viel sehen. Birrell hat sich noch nicht blicken lassen. – Guten Morgen, Mr. Galloway, sag ich im Morningside-Frühstückstee-Stil.

– Mr. Ewart! macht er in demselben Tonfall, mit der Fotze scheint’s wieder aufwärts zu gehen, – wie steht’s, mein werter Freund? Wie geht’s dem großen Meister heute Morgen?

– Exzellent, Mr. G. Wo ist Birrell-Squirrel? Was ist mit unserem großen, fitten Sportsfreund los? Er ist doch nicht noch immer sauer auf mich, weil ich ihm ne kostenlose Bleibe besorgt hab, oder wie? lach ich. – Ich dachte, der wär schon in den Bäumen, Nüsse suchen.

– Der spielt mit den Nüssen im eigenen Sack, wett ich, die faule Sau, lacht Gally. – Konnte den Wichser nich wachkriegen. Und so was ist Sportler!

Ich fang an, Gally von meinem Traum zu erzählen.

Träume sind schon seltsame Fotzen, aber echt. Ich hab viel darüber gelesen, von Pop-Psychologie bis Freud, aber keiner weiß was Genaues. Das ist es, was ich am meisten auf dieser Welt hasse. Zu viele Idioten sagen, es wär so und so. So und so ist es für sie, meinen sie. Wo bleibt der gottverdammte Zweifel? Wo bleibt die beschissene Demut angesichts der wunderbaren Komplexität dieses großartigen Universums?

– Hört sich für mich nach nem Haufen Quatsch an, lacht er, aber ich glaub, er ist geschmeichelt, weil er darin am besten wegkommt.

– Aber du hast doch bestimmt n paar verrückte Träume, Alter, sag ich zu ihm, während Billy auf den Balkon tritt. Gally schüttelt den Kopf. – Nee, ich träum nie, meint er. Billy sieht stinksauer aus und hält nen nassen Trainingsanzug hoch.

Ich beschließe, Billy aus taktischen Gründen erst mal zu ignorieren. Gally hat ihn bislang noch nicht entdeckt. Was Gally sagt, hört sich für mich nach totalem Quatsch an. Jeder träumt doch. – Du musst träumen, Gally, du kannst dich nur nicht erinnern, vielleicht schläfst du besonders tief oder so, erklär ich ihm.

– Nee. Ich hab noch nie geträumt, sagt er und schüttelt den Kopf. Die Fotze will nichts davon wissen.

– Nicht mal als kleiner Junge?

– Nicht seit ich ein Kind war.

– Und was hast du da geträumt?

– Weiß ich nich mehr, irgendwelches blödes Zeug eben, meint er und lässt den Blick über den Garten schweifen, in dem der Nebel sich zu lichten beginnt.

Billy trägt den tropfnassen Jogginganzug und die Laufschuhe an den Fingerspitzen ausgestreckt vor sich her. Er hat seine Sporttasche auf links gedreht. Er wringt die Sachen ne Weile aus. Er sieht echt sauer aus, als er den tropfenden Jogginganzug über das Geländer hängt.



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